Folgende
Geschichte habe ich nach meinem Autounfall (1995) geschrieben.
Da dieser
Texte damals relativ rasch entstanden ist und
auch (noch) nicht mit Duden & Co überarbeitet wurde, bitte ich Sie,
über etwaige Fehler und stilistische "Hatscher" gnädig hinweg
zu lesen.
Sollte Ihnen ein Satz
wie dieser begegnen,
"Als ich meinen schräglichen
Audounfahl derlitt, dat mihr alleß wä,
die Famihlie krämte sich und meine Bana füllten sich an wie Gaukummi."
dann wissen Sie, was ich meine.
NOBADIE ISS BÖRFÄKT!
DIE GESCHICHTE DES TOM G.
1.) Was soll dieses Geschreibe?
Was dieses Geschreibe soll weiß ich auch nicht.
Ich weiß nur, dass die folgenden Zeilen kein Mitleid erregen und auch keine
Angst schüren sollen.
Und schon gar nicht werden sie Hoffnung versprechen oder die Welt verbessern.
Der einzige und alleinige Grund für meine schriftstellerische Schwerstarbeit
ist die Kurzweil und
Unterhaltung derjenigen, die diese Geschichte lesen.
Angenommen diese Zeilen würden jemals in Buchform erscheinen, dann sollten doch
die Leser
für Ihr Geld auch etwas bekommen, was Ihnen Freude macht.
Mehr will ich nicht.
Das Geld meiner Leser und etwas Freude ...
2.) Gebt einem Querschnittgelähmten ein Buch und er kann wieder gehen!
Als ich nach meinem Unfall im September 1995 aus dem mehrwöchigen
Dämmerzustand auf der Intensivstation
mit einer feschen Querschnittlähmung im Halswirbelbereich wieder erwachte wurden
sofort Bücher an mein Bett geschleppt.
Schicksalsbücher, Chancenbücher, Urkraftbücher, Selbstheilungsbücher, Glaubensbücher
und Jetzt-erst-recht-Bücher.
Geduldig lasen mir meine Lieben daraus vor, doch ich fürchte ich habe beim Zuhören
etwas falsch gemacht.
Ich konnte nicht einmal einen Zeh rühren, während die papierenen Wundergelähmten
den Rollstuhl zur Seite schmissen und lachend über blühende Wiesen tanzten.
Natürlich.
Auch ich wollte um jeden Preis wieder mit beiden Beinen im Leben stehen, doch
fürs Erste war ich schon froh,
wenn ich - aufgerichtet von der vollautomatischen Matratze und gestützt durch
die dauernd juckende Halskrause -
eine kleinformatige Billigzeitung umblättern konnte.
Mehr als ein paar lausige Umblätterungen schaffte ich jedoch nicht und so kam
ich auch nie in den Genuss des Bildchens auf Seite sieben,
weil ich jedes Mal vor Erschöpfung einschlief.
Wie hätten all die heilsamen Bücher auch nur im geringsten auf
mich wirken können wenn ich jedes mal wie ein Ross schnarchte?
Man las mir aus den Jetzt-erst-recht-Büchern vor und ich schloss die Augen.
Man trug aus den Selbstheilungsbüchern vor und ich sägte vor mich hin.
Selbst bei den Urkraftbüchern fiel ich sofort in tiefen Schlaf.
Sehen Sie?
Das mit diesen gescheiten Büchern ist alles Blödsinn.
Die helfen nix und die bewirken auch nichts.
Ich kann das mit Fug und Recht behaupten, denn ich habe es ja am eigenen Leib
erfahren.
Deshalb wird auch meine Geschichte niemals einen Kranken, dem es ähnlich geht,
wie mir damals, aufrichten können.
Außer vielleicht wenn man ihm, jedes Mal wenn er die Augen zu macht, mit diesem
literarischen Meisterwerk eine auf den Schädel haut.
Also, diese Geschichte soll nichts anderes als unterhalten.
Keine Ratschläge und kein gekünstelter Trost.
Keine ungeprüften Weisheiten und kein langweiliges Gelaber über tapfer erkämpfte
und von keinem Arzt der Welt für möglich gehaltene Genesungsfortschritte.
Einfach eine vergnügliche Schilderung der Ereignisse.
Na dann los.
3) Im Krankenhaus.
"Einen schönen guten Morgen!"
Irgendwann, Tage oder Wochen nach dem "Hast du schon gehört, was
passiert ist?"
wurde ich durch ein aufgeregtes Tuten aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen.
Aus war es mit meinen Träumen. Vorbei die noch nie zuvor erlebten Flüge
in Bauchlage,
nur wenige Meter über dem Boden, aber trotzdem hoch genug um alles genau
erkennen zu können.
Die Landschaften, die Häuser und auch die Menschen samt ihrer Freuden,
samt ihrer Geheimnisse und Ängste.
In alles und jeden habe ich hinein gesehen und alles habe ich, der Tom, durchschaut.
Sogar die Geheimnisse des Universums hatte ich im Vorbeifliegen gelüftet.
Es war so unglaublich genial, schwerelos dahin zu gleiten, sorgenlos und völlig
frei von Angst.
Allerdings hatte ich nicht mit dem Alarm meines Beatmungsgerätes gerechnet,
der mich mit seinem aufdringlichen Gehupe
jäh auf den Boden holte.
Landen war angesagt.
"Die Landung"
Um es gleich vorweg zu nehmen.
Ich bin relativ weich gelandet.
Weich - im wahrsten Sinne des Wortes, denn scheinbar hatten mir die Ärzte
der Intensivstation
derart viele lustige Arzneien in die Venen geschossen, dass mein Gehirn nun
1:1 einem Grieskoch glich.
Ich öffnete also die Augen und wusste einmal gar nichts.
Ich hörte zwar weiterhin das Piepsen, das mich soeben zum Landen gezwungen
hatte, doch ich hatte natürlich nicht die geringste Ahnung,
dass es sich dabei um das Beatmungsgerät handelte und noch weniger wusste
ich wo ich war, und wer ich war, und was ich war, und ob ich war.
Okay.
Ich erkannte über mir eine Zimmerdecke, woraus ich schließen konnte,
dass ich auf dem Rücken liegen musste,
obwohl ich eher das Gefühl hatte auf dem Bauch zu liegen und dass meine
Augen auf den Hinterkopf gerutscht wären.
Auf diesem Plafond war eine sonderbare Metallschiene in einem ovalen Halbkreis
montiert.
Diese Schiene trug viele kleine Haken, auf denen wiederum diverse Beutel, Schläuche
und einige handtaschengroße Geräte mit roten Zeigern und grünlichen
Anzeigen baumelten.
Da dieses ganze Zeug über und neben mir recht medizinisch zu mir herschaute,
schlussfolgerte ich pfeilgenau wie der Nick Knatterton aus meiner Kindheit,
dass ich mich in einem Krankenhaus befinden musste.
Aber warum? Und in welchem Spital?
Das Warum wollte ich eigentlich noch gar nicht so dringend beantwortet wissen,
denn dazu fehlte mir vorerst die Kraft und in erster Linie der Mut.
Mich interessierte erstmals nur, wo ich mich befand.
Mistelbach oder Wien waren meine geheimen Favoriten.
Hätte ich darauf gewettet, ich wäre um Hab und Gut gekommen.
Mein verschwommenes Drama spielte sich nämlich im Krankenhaus Horn ab.
In der Stadt in der ich aufgewachsen bin.
Hier sollte ich also nochmals von ganz vorne beginnen.
Gut. Mir war es recht.
Die Medikamente wirkten ja weiterhin phänomenal und außerdem war
ich von der Fliegerei noch ziemlich hinüber.
Ich beschloss daher, ein kleines Nickerchen zu machen und mich später zu
sorgen.
Alles zu seiner Zeit.
... Fortsetzung folgt?
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